Ich setze mich unter Bäume und werde still.  All meine Geschäftigkeit kommt zur Ruhe wie Kreise im Wasser um mich herum. Meine Pflichten liegen dort, wo ich sie zurückgelassen habe und schlafen wie Kühe.
Dann erscheint das, wovor ich mich fürchte.Ich verweile eine Zeitlang in seiner Gegenwart.
Was darin die Angst in mir auslöst, verlässt es.  Und meine Angst vor ihm verlässt mich.
Es singt, und ich höre sein Lied.

(Wendell Berry, Auszug aus dem Gedicht „I go among trees“ 1999)

Wie hart sind deine Gedanken?

Gedanken an sich sind unschädlich. Sie kommen und gehen. Manche Gedanken sind sehr nützlich und brauchbar, andere sind vollkommen sinnlos.  Gedanken werden erst dann gefährlich, wenn man sie hart werden lässt.

„Mir wurde Unrecht getan“ oder „Es ist alles meine Schuld“ sind Gedanken. 
Achtsamkeit hält Gedanken flüssig. Du merkst, dass sie da sind, welche emotionale Färbung sie haben, was sie in deinem Körper bewirken. So hast du die Wahl, wie du damit umgehen willst. Du kannst sie untersuchen und sehen, in welchem Masse sie stimmig sind. Du kannst etwas damit anfangen oder sie gehen lassen.

Erst wenn Gedanken erstarren und hart werden, bereiten sie Probleme. ... Ein Gedanke ist dann nicht mehr länger nur ein Gedanke, sondern wird zur Sicherheit. Man verfängt sich darin. Das Unrecht, die Schuld oder was sonst auch, wird dann plötzlich zur absoluten und quälenden Tatsache. Man verliert seine Freiheit. Die vermeintliche Sicherheit verstärkt die Emotionen noch, und bevor man sich’s versieht, wird man in einer Spirale von Gedanken und Emotionen hineingezogen. Erst wenn man mal einmal kurz innehält und schaut, kann man bemerken, was los ist.

Achtsamkeit ist wie die Flamme einer Kerze.

Giesst man das erstarrte Kerzenwachs in das flüssige Wachs zurück, schmilzt es wieder.  Unsere Handlungen zu bemerken und mit milder, offener Achtsamkeit danach zu schauen, ist völlig ausreichend.

Es verlangt Mut, denn der Schmerz und die Emotionen, die zu den Gedanken gehören, treiben uns meistens in die andere Richtung. Deshalb ist Meditation in diesen schwierigen Momenten oft das Fruchtbarste (aber auch das Schwierigste).

Du siehst, wie dein Geist jedes Mal wieder aufs Neue deine Gedanken erstarren lässt. Indem du sie in die Wärme deiner Achtsamkeit hältst, bringst du deine Gedanken wieder zum Schmelzen.

Immer wieder …
(Edel Maex. Mindfulness. Arbor Verlag 2009) 

Bilder und Textfetzen von estherderstern©Esther Baumgartner-Jakober, Überlebenskünstlerin1962 - etiam hodie  


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